Ausstellung: Durch Kinderaugen sehen. Gegen Missstände handeln

Auf dem Bild sind mehrere Kinder und Jugendliche in einer Reihe vor einer Mauer zu sehen, die alle Kameras in der Hand haben und ein Foto machen. Foto: © Südwind Institut e.V.

Durch Kinderaugen sehen. Gegen Missstände handeln.

In Oldenburg ist vom 6. Mai bis 30. Mai 2024 die Ausstellung „Durch Kinderaugen sehen. Gegen Missstände handeln.“ vom SÜDWIND-Institut im Bürgerbüro Mitte am Pferdemarkt zu dessen Öffnungszeiten zu sehen. Die Foto-Ausstellung gibt Hintergrundinformationen zu Kinderarbeit in der Türkei und erklärt, wie das Leben der Kinder in der Türkei mit dem Leben der Menschen in Deutschland in Verbindung steht.

Organisiert hat die Ausstellung das Aktionsbündnis „Oldenburg handelt fair“. Pia Schäfer, Eine Welt-Promotorin und Koordinatorin des Bündnisses sagt dazu: „Wir freuen uns sehr, dass die Ausstellung jetzt in Oldenburg zu sehen sein wird und sind dankbar für die Möglichkeit im Bürgerbüro auszustellen. Ein besonderes Highlight ist für uns, dass die Ausstellungstexte per QR-Code auch auf Arabisch und Türkisch zur Verfügung stehen und somit mehr Menschen erreichen können.“ Ergänzend zur Ausstellung bietet das Aktionsbündnis am Donnerstag, 16. Mai 2024 um 16 Uhr eine kostenlose Führung mit vertiefenden Informationen an. Treffpunkt ist dafür der Haupteingang des Bürgerbüros. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

160 Millionen Kinder waren 2021 weltweit zum Arbeiten gezwungen. Die Hauptursache ist die schlechte wirtschaftliche Situation der Kinder und ihrer Familien. Weil die Zahl der Menschen in Armut zum ersten Mal seit 1998 wieder steigt, werden deutlich mehr junge Menschen ihre Kindheit in miserablen Arbeitsverhältnissen erleben, anstatt zur Schule zu gehen.
Die in dieser Ausstellung gezeigten Fotografien wurden in Mardin, einer Stadt im äußersten Südosten der Türkei, von Kindern aufgenommen, entwickelt und selbst ausgewählt. “Es sind 14 bis 17-Jährige, die allesamt gezwungen sind, zu arbeiten. Daher wirft die Ausstellung auch ein Schlaglicht auf das Thema Kinderarbeit in der Türkei”, sagt Dr. Jiska Gojowczyk vom SÜDWIND-Institut.

Die Kinder und Jugendlichen leben in einem Armutsviertel von Mardin. Sie kommen aus der Region, sind geflohen vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land, suchten Schutz vor dem Krieg in Syrien oder nach dem Erdbeben im Jahr 2023. Alle diese Kinder und Jugendlichen leisten ihren Beitrag zum Familieneinkommen, indem sie täglich einer Arbeit nachgehen.
An mehreren Wochenenden nahmen sie an einem Workshop teil, in dem sie das Fotografieren und Entwickeln von Fotos erlernten und sich nebenbei über die Rechte von Kindern austauschten. Die Fotos dieser Ausstellung wurden allesamt von den Kindern selbst ausgewählt. Sie zeigt uns, ihren Alltag, ihre Träume und ihre Nachbarschaft sowie Umgebung.
“Wir haben glücklicherweise die international renommierte Organisation Sirkhane Darkroom für die Realisierung der Ausstellung gewinnen können. Leiter ist Serbest Salih, ein geflüchteter Fotograf aus dem syrischen Aleppo. Er hat gemeinsam mit den türkischen und aus Syrien geflüchteten Kindern den Grundstein für dieses Projekt gelegt”, sagt Dr. Ulrike Dufner, Geschäftsführerin von Südwind e.V..

Besucher*innen der Ausstellung bekommen Einblicke in das Leben und die Träume der Kinder ihrer Familien und Freunde. Suwar etwa arbeitet in der Recycling-Industrie, seit er zehn Jahre alt ist. Der Siebzehnjährige erklärt zu seinen Bildern selbstbewusst: „Ich wollte der Welt mein Leben durch meine Augen zeigen.” Die 16-jährige Yeliz dagegen hält mit der Kamera einen seltenen Moment mit ihren Geschwistern fest, die sie aufgrund der Arbeit nur wenig sieht.
„Wir möchten mit der Ausstellung gleichzeitig aufzeigen, dass das Leben der Kinder durch vielfältige Verbindungen nach Deutschland gekennzeichnet ist – zum Beispiel dadurch, dass ein Teil dieser Kinder in Textilfabriken arbeiten muss und womöglich Pailletten auf T-Shirts für den europäischen Markt näht“, erklärt Dr. Ulrike Dufner, Geschäftsführerin des Instituts.

SÜDWIND-Mitarbeiterin Dr. Jiska Gojowczyk, verantwortlich für die Ausstellungskonzeption, ergänzt: “Ich wünsche mir, dass viele Politiker*innen unsere Ausstellung besuchen, statt in Talkshows immer neue, rechte Forderungen aufzustellen. Die Ausstellung ist eine Chance, sich mit den realen Geschichten von Menschen mit Fluchthintergrund auseinanderzusetzen. Denn in der aktuellen Debatte verliert man diese Schicksale leider allzu schnell aus den Augen.”